Champions: Full Gallop – wie Großbritannien den Rennsport mit TV-Dokureihe, Medien und Industrie neu positioniert
Mit der TV-Dokureihe “Champions: Full Gallop“ zeigt Großbritannien, wie man den Rennsport strategisch, modern und medienwirksam neu aufstellt.
Unterstützt von der Wettindustrie, der Racecourse Media Group und staatlichen Fördermitteln gelingt es, das Image des Sports zu stärken, neue Zielgruppen zu erreichen – und eine ganze Branche geeint in die Zukunft zu führen.
Ein Land zieht an einem Strang
Großbritannien hat erkannt, dass der Rennsport nur dann Zukunft hat, wenn er emotional erzählt, professionell vermarktet und gesellschaftlich verstanden wird.
Die Doku-Serie “Champions: Full Gallop“ ist das sichtbarste Ergebnis dieser Strategie – eine moderne, mitreißende und hochprofessionell produzierte TV-Reihe, die die Welt des Hindernisrennsports (Jump Racing) so zeigt, wie sie wirklich ist: hart, ehrlich und voller Leidenschaft.
🎬 Offizieller Trailer zu „Champions: Full Gallop“
Die Serie zeigt den britischen Hindernissport hautnah – mit emotionalen Einblicken in Training, Rennen und Teamarbeit. Während in Großbritannien der Jump Racing im Fokus steht, liegt der Schwerpunkt in Deutschland traditionell auf den Flachrennen – beide vereint die Leidenschaft und der Respekt für das Pferd.
Ein Gemeinschaftsprojekt aus Medien, Wirtschaft und Verband
Produziert wurde die sechsteilige Serie von South Shore in Zusammenarbeit mit ITV, Flutter Entertainment (dem größten britischen Wettanbieter) und der Racecourse Media Group (RMG).
Damit standen von Anfang an starke Partner hinter dem Projekt – vereint durch ein gemeinsames Ziel:
den Rennsport zeitgemäß zu präsentieren und einer neuen Generation zugänglich zu machen.
Für die zweite Staffel beteiligte sich zusätzlich der Horserace Betting Levy Board (HBLB) – eine staatlich beaufsichtigte Institution, die jährlich rund 105 Millionen Pfund in den britischen Rennsport investiert.
Über 1 Million Pfund wurden gezielt in die neue Staffel von „Champions: Full Gallop“ gesteckt – als strategische Förderung für Image, Reichweite und Zukunft des Sports.
Was macht der Horserace Betting Levy Board (HBLB)?
Der HBLB ist eine staatlich eingerichtete, aber unabhängig agierende Institution im Vereinigten Königreich. Er wurde 1961 gegründet, um einen gesetzlichen Anteil der Wetteinnahmen auf britische Pferderennen einzuziehen und direkt wieder in den Rennsport und die Zucht zu investieren.
- Finanziert Preisgelder, Infrastruktur und Nachwuchsprogramme
- Fördert tierärztliche Forschung und Ausbildung
- Unterstützt die Verbesserung der Pferderassen und das Tierwohl
Das System gilt als Vorzeigemodell, weil es die Einnahmen aus dem Wettmarkt zentral bündelt und gezielt dem Sport zugutekommen lässt – ohne direkte Steuerfinanzierung.
In Deutschland existiert kein direkt vergleichbares Gremium. Allerdings erfüllen zwei Strukturen ähnliche Aufgaben:
- Die Rennwettsteuerrückerstattung, mit der ein Teil der Steuererträge an Rennvereine zurückfließt
- Der staatliche Auftrag der Zuchtleistungsprüfungen, durch den Rennen als offizielle Prüfungen für die Pferdezucht gelten
Zusammengenommen kommen diese Mechanismen dem britischen Levy-System am nächsten – dennoch fehlt in Deutschland bislang eine zentrale, unabhängige Instanz wie der HBLB, die strategisch über Mittelvergabe, Zuchtförderung und Kommunikation wacht.
Weitere Informationen: www.hblb.org.uk
Das britische Erfolgsmodell in Zahlen
📊 Champions: Full Gallop – in Zahlen
Was die Serie besonders macht
Bereits mit Staffel 1 (2024) zeigte ITV, wie man den Rennsport nahbar und spannend inszeniert. In Staffel 2 (ab Oktober 2025) geht das Team noch einen Schritt weiter: Mehr Emotion, mehr Persönlichkeiten – und ein noch tieferer Blick hinter die Kulissen.
Die Serie begleitet Stars wie Harry Cobden, Sean Bowen, Bryony Frost, Nico de Boinville, Paul Nicholls und Dan Skelton. Sie erzählt ihre Geschichten – von Erfolgen und Verletzungen, von Rivalität und Zusammenhalt, von menschlichen Momenten in einem Hochleistungssport.
Der britische Journalist Dominic King (Mail Sport) nannte die Serie treffend:
„Racing isn’t a sport of make believe – but it is a place to see fantasy. It’s the perfect blend.“
Damit bringt er auf den Punkt, was das Format leistet: Es zeigt die Realität des Rennsports – mit all seiner Härte, aber auch seiner Schönheit.
Glanzvoller Auftritt in London
Am 2. Oktober 2025 feierte „Champions: Full Gallop – Season Two“ seine Premiere im BAFTA London – mit Jockeys, Trainern, Stars aus Film und Fernsehen und sogar einem Rennpferd auf dem roten Teppich.
„It was an unforgettable night – being in a room with so many inspiring athletes, and horses!“
– Chris Hughes, TV Personality
📸 Premiere in London: Jockeys und Trainerpersönlichkeiten wie Harry Cobden, Gavin Sheehan, Brian Hughes, Sean Bowen, Nico de Boinville, Freddie Gingell, Lorcan Williams und Patrick Mullins nahmen an der Vorstellung der zweiten Staffel von „Champions: Full Gallop“ im BAFTA in Piccadilly teil. Die neue Staffel der sechsteiligen ITV-Dokureihe gewährt erneut exklusive Einblicke hinter die Kulissen des britischen Hindernisrennsports und ist ab Mitte Oktober auf ITV1 und ITVX zu sehen.
Warum das auch für Deutschland wichtig ist
Großbritannien hat verstanden, dass Imagepflege, Medienarbeit und Nachwuchsförderung Hand in Hand gehen müssen.
Das Beispiel „Champions: Full Gallop“ zeigt eindrucksvoll, wie ein traditionsreicher Sport mit moderner Kommunikation wieder sichtbar und verständlich gemacht werden kann.
Auch der deutsche Galopprennsport könnte von diesem Ansatz profitieren:
durch professionelle Storytelling-Formate,
durch Kooperationen zwischen Rennsport, Medien und Sponsoren,
und durch einen offenen, emotionalen Zugang für das Publikum.
Denn wer die Menschen hinter dem Sport versteht, wird auch seine Faszination teilen.
Ein Impuls aus dem eigenen Haus
Bereits im Februar 2024 hat mein Bruder Florian Figge mit seiner Agentur FIGGE+SCHUSTER dem Dachverband Deutscher Galopp e.V. ein solches Konzept vorgestellt.
Ziel war die Entwicklung einer hochwertigen Dokumentationsreihe über den deutschen Galopprennsport, die mit echten Geschichten und starken Bildern neue Zielgruppen erreichen sollte.
Für die geplante Pilotfolge war ein Filmteam vorgesehen, das bereits an einer preisgekrönten Netflix-Produktion mitgewirkt hatte – also mit internationaler Erfahrung in genau dieser Art moderner Sportdokumentation. Leider wurde bisher keine Entscheidung zur Umsetzung getroffen.
Während in Großbritannien und den USA Formate wie „Champions: Full Gallop“ oder „Drive to Survive“ längst zeigen, wie wirkungsvoll solche Projekte sein können, wartet der deutsche Rennsport noch darauf, diese Chance zu ergreifen. Dabei wäre gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Menschen, die Leidenschaft und den Respekt für das Pferd in den Mittelpunkt zu stellen.
💬 Fazit
Großbritannien zeigt, wie ein ganzer Sektor gemeinsam an einem Strang ziehen kann: Medien, Wettanbieter, Verbände und Trainer arbeiten zusammen, um das Bild des Rennsports neu zu prägen – glaubwürdig, modern und zukunftsorientiert.
Ein Modell, das auch für uns ein Vorbild sein sollte – denn wer sich traut, den eigenen Sport neu zu erzählen, sorgt dafür, dass seine Faszination nicht verloren geht, sondern weiter wächst.