Wenn Underdogs Geschichte schreiben – Vom Mut, an das Unwahrscheinliche zu glauben

Manchmal sind es nicht die Favoriten, die Geschichte schreiben, sondern jene, die niemand auf der Rechnung hatte. Beim Breeders’ Cup Turf 2025 in Del Mar gelang dem Iren Willie Mullins eine Sensation, die selbst erfahrene Rennsportfans staunen ließ – und Erinnerungen an zwei unvergessene Kapitel aus unserem eigenen Stall weckte: Feuerblitz und Olorda.

Vom Handicapper zum Breeders’ Cup-Champion – Ethical Diamond schreibt Geschichte! 🏇 Was für ein Rennsport-Märchen! ✨ Der irische Trainer Willie Mullins, eigentlich im Hindernissport zu Hause, feiert in Del Mar seinen ersten Breeders’ Cup-Sieg – und das mit einem Pferd, das zuvor nur Handicaps und sogar Hürdenrennen bestritten hatte. Ein Sieg, der alles verkörpert, was den Rennsport so besonders macht: Mut, Glaube und der unerschütterliche Wille, das Unmögliche zu schaffen.

 

Ein ehemaliges Hürdenpferd besiegt die Elite

Der 28,7:1-Außenseiter Ethical Diamond, trainiert vom irischen Hindernis-Champion Willie Mullins, flog unter Dylan Browne McMonagle in neuer Bahnrekordzeit an den Topfavoriten Rebel’s Romance und El Cordobes vorbei. Mullins, bislang bekannt für seine Hindernis-Asse, bewies mit diesem Coup, dass er auch auf höchstem Flachniveau Weltklasse ist.

Ethical Diamond siegte am 20. Juni 2025 bereits in Royal Ascot im Duke Of Edinburgh Stakes (Handicap) und verdiente £56,694

Der Breeders’ Cup Turf (Gr. I, 2.414 m, 5 Mio. Dollar) zählt zu den bedeutendsten Grasrennen der Welt. Am ersten Novemberwochenende 2025 wurde es Schauplatz einer jener Geschichten, die den Rennsport unsterblich machen.

Wie es zu diesem Start kam

Eigentlich sollte Ethical Diamond gar nicht im Breeders’ Cup laufen. Trainer Willie Mullins hatte ursprünglich einen Start im Melbourne Cup ins Auge gefasst – ein Plan, der sich jedoch zerschlug, als sein anderer Schützling Absurde bereits für Australien vorgesehen war und medizinische Vorgaben eine Doppelreise verhinderten. In letzter Minute entschied Mullins daher, Ethical Diamond stattdessen in den Longines Breeders’ Cup Turf zu schicken – trotz der ungünstigen Startbox 14 und der Tatsache, dass der Wallach zuvor nur Handicaps und Hürdenrennen bestritten hatte.

Das Ziel war bescheiden: Ein Platz unter den ersten sechs wäre bereits ein Erfolg gewesen. Doch Dylan Browne McMonagle ritt ein taktisch meisterhaftes Rennen – ruhig, geduldig, außen herumgeführt, um im Schlussbogen den entscheidenden Angriff zu starten. Mit enormem Speed überholte Ethical Diamond die Favoriten Rebel’s Romance und El Cordobes, gewann in neuer Bahnrekordzeit und schrieb damit Rennsportgeschichte.

Mullins selbst sprach danach von einer „komplett unerwarteten, aber goldrichtigen Entscheidung“ und stellte diesen Sieg fast auf eine Stufe mit seinem Grand-National-Erfolg mit Sohn Patrick.
Er betonte:

„Der Breeders’ Cup-Start entstand nur, weil Australien keine Option blieb – doch manchmal führen Umwege zu den größten Erfolgen.“

Für die Zukunft plant Mullins nun Starts im Mittleren Osten – Dubai, Saudi-Arabien oder Bahrain stehen auf dem Programm.

Kurz gesagt: Dieser Triumph war kein Zufall, sondern das Ergebnis von Erfahrung, Instinkt und Mut. Ein ehemaliges Hürdenpferd, das über Disziplin und Vertrauen auf höchstem Niveau siegt – ein Paradebeispiel für die Kraft des Underdog-Geistes.

Besonders erfreulich aus deutscher Sicht: Die Mutter von Ethical Diamond, Pearl Diamond (Foto), stammt aus der Zucht von Gestüt Park Wiedingen und ist eine Tochter des deutschen Ausnahmevererbers Areion. Ein internationaler Triumph – mit Wurzeln in der deutschen Vollblutzucht.

Feuerblitz – Der Außenseiter, der Rom eroberte

Diese Sensation erinnerte mich an einen unserer größten Erfolge: den Sieg von Feuerblitz – auch aus der Zucht von Gestüt Park Wiedingen – im Derby Italiano 2012.
Viele hielten unseren Start in Rom damals für gewagt – die Konkurrenz war stark, die Favoriten kamen aus den besten Ställen Europas, und Feuerblitz galt als krasser Außenseiter. Doch er hatte Herz, Kampfgeist und den Willen zu siegen.

Unter Robert Havlin setzte er sich in einem packenden Finish knapp durch und holte den Sieg für unser Quartier. Für mich war das ein Schlüsselmoment: ein Beweis, dass Leidenschaft, Glaube und ein gutes Team mehr zählen als Statistik und Wahrscheinlichkeit.

 

Olorda – Die Stute, die Longchamp verzauberte

Einige Jahre später schrieb Olorda ein weiteres Kapitel dieser Underdog-Geschichte. Als sie zu uns kam, war sie groß, schlaksig und schwer einzuschätzen – aber sie hatte diesen besonderen Ausdruck, den nur wenige Pferde besitzen.

Wir entschieden uns, sie gegen alle Erwartungen für den Prix Vanteaux (Gr. III) in Longchamp nachzunennen. Die Konkurrenz: Topstuten aus den Elite-Quartieren von André Fabre und Alain de Royer-Dupré. Doch Olorda lief mit beeindruckender Leichtigkeit, gewann souverän und brachte uns internationalen Respekt.

Kurz darauf wechselte sie in die USA zu Martin Schwartz, dem „Pitbull of Wall Street“, und setzte dort ihre Karriere erfolgreich fort – ein weiteres Beispiel dafür, wie Mut im Rennsport belohnt wird.

Warum wir Underdogs lieben – eine psychologische Perspektive

Dass Siege wie die von Ethical Diamond, Feuerblitz oder Olorda so stark berühren, ist kein Zufall. Die Faszination für Underdogs ist tief in unserer Psyche verankert. Wir empfinden Mitgefühl mit jenen, die trotz widriger Umstände kämpfen, und bewundern ihren Mut.

Zugleich spiegelt sich in diesen Geschichten unsere eigene Erfahrung wider – das Gefühl, selbst schon einmal unterschätzt worden zu sein. Sie sprechen unseren Gerechtigkeitssinn an: Wir wünschen uns, dass Einsatz und Durchhaltevermögen belohnt werden, nicht Privilegien oder Macht.

Psychologen nennen dieses Phänomen den Underdog Effect. Es erklärt, warum wir im Sport, in der Politik und in Filmen immer wieder mit den Außenseitern mitfiebern. Hollywood nutzt diese Kraft gezielt – von Rocky bis Seabiscuit – weil sie universelle Werte wie Mut, Hoffnung und Fairness verkörpert.

Und genau das macht diese Geschichten so besonders – sie erinnern uns daran, dass sich Mut, Vertrauen und Leidenschaft auszahlen. Im Rennsport ebenso wie im Leben. (Quellen: BBC Future, Psychology Today, Psychotricks.com, AFTAB Blog)

Fazit – Der Geist der Außenseiter

Der Breeders’ Cup Turf 2025 hat eindrucksvoll gezeigt: Große Erfolge beginnen mit der Entscheidung, nicht aufzugeben. Jedes Pferd, das über sich hinauswächst, erinnert uns daran, warum wir diesen Sport lieben – und warum Mut im Rennsport alles ist.

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