Stallform – Wenn's läuft, dann läuft's … oder eben nicht
Im Galopprennsport kennt jeder das Phänomen der sogenannten Stallform. Mal ist sie kaum zu fassen – die Pferde gewinnen ein Rennen nach dem anderen, das Team ist voller Energie, das Selbstvertrauen hoch. Und dann gibt es diese anderen Zeiten, in denen scheinbar nichts mehr funktioniert. Man kämpft, analysiert, sucht Gründe – und oft bleibt doch nur das Gefühl: Wir stecken in einem Loch.
Siegerehrung beim Tattersalls Diana-Trial (Listenrennen) in Baden-Baden: Unsere Stute ROMINA POWER krönte einen außergewöhnlichen Tag für unser Quartier. Drei Rennen später legte AGUNA nach und sicherte uns den zweiten Sieg des Tages – ein Doppelerfolg, der für Gänsehautmomente sorgte.
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Ein Phänomen, das jeden mal trifft
Fragt man erfahrene Trainer, bekommt man meist eine ruhige, fast resignierte Antwort: „Das betrifft jeden mal.“ Stallform ist nichts, was sich vollständig kontrollieren lässt – so sehr man sich auch bemüht. Es gibt Phasen, da läuft einfach alles. Und andere, in denen man alles richtig zu machen scheint, aber der Erfolg bleibt aus.
Die Ursachen sind dabei vielfältig – manchmal offensichtlich, manchmal diffus. Ein Infekt, der unbemerkt durch den Stall geht und viele Pferde beeinträchtigt, kann die Leistung drastisch drücken. Ebenso können Schwankungen im Futter eine Rolle spielen – denn auch Naturprodukte sind nicht immer gleich. Eine neue Charge Heu oder Kraftfutter kann, ohne dass man es sofort bemerkt, einen großen Unterschied machen.
Stimmung im Stall: Der unsichtbare Faktor
Pferde sind hochsensible Wesen. Sie spüren die kleinsten Veränderungen – sei es im Reiter, im Team oder in der allgemeinen Stimmung im Stall. Schlechte Laune, Unsicherheit, Druck – all das überträgt sich. Wenn das Miteinander im Team nicht stimmt, wenn Stress und Unzufriedenheit den Alltag bestimmen, bleibt das selten ohne Wirkung auf die Vierbeiner. Ihre „Antennen“ sind feiner als man denkt.
Cool bleiben – auch durch das Tal der Tränen
In einer Formkrise wird oft der Ruf nach Veränderung laut. Es ist verständlich – man will etwas tun, anpacken, drehen, damit der Erfolg zurückkommt. Doch gerade in solchen Phasen ist Besonnenheit gefragt. Übertriebene Maßnahmen, hastige Trainingsumstellungen oder zu große Eingriffe ins Bewährte können mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen.
Die Devise muss lauten: durchhalten, beobachten, ruhig bleiben – und dabei an die eigene Arbeit glauben. Denn Stallform kehrt zurück, wenn man ihr den Raum gibt. Manchmal ist es ein einzelner Sieg, ein starker Ritt, der die Wende bringt.
Ein Blick auf unsere aktuelle Rennstall-Form
Wie sieht das in Zahlen aus? Seit unserem letzten Sieg am 2. Februar 2025 haben wir zahlreiche Pferde an den Start gebracht – mit bemerkenswertem Einsatz des gesamten Teams. Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung unserer Starts pro Tag sowie das kumulierte Preisgeld, das unsere Pferde seitdem erkämpft haben:
Trotz der anhaltenden Sieglos-Serie ist zu erkennen: Die Leistung ist da. Unsere Pferde laufen regelmäßig ins Geld, das Team bleibt motiviert und die Formkurve zeigt nach vorne.
Solche Phasen gehören zum Sport – wichtig ist, dranzubleiben, den Überblick zu behalten und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Ausblick: Die nächste Formchance kommt bestimmt
Die gute Nachricht: Unsere Stallform kann jederzeit drehen. Die nächsten Chancen lassen nicht lange auf sich warten. Gleich mehrere vielversprechende Starter reisen zum Frühjahrs-Meeting nach Baden-Baden, wo u. a. Mister Fernando, Elola, Scarlett Sunshine, Mademoiselle Lilly, Aguna und Amazing Luna auf den Programmzetteln stehen.
Besonders freuen wir uns auf einen international beachteten Einsatz: Stern Markka ist am 2. Juni in Rom für das Gruppe III Premio Presidente della Repubblica genannt – ein Rennen mit Strahlkraft.
Auch über den Sommer hinweg sind viele unserer Pferde für hochdotierte Auktionsrennen und Ausgleiche gemeldet. Die Marschrichtung ist klar: Wir greifen wieder an – mit klarem Kopf, Geduld und vollem Herzen.
Fazit: Stallform ist nicht planbar – aber sie ist beeinflussbar. Mit Geduld, Teamgeist, einem klaren Kopf und dem Vertrauen in die eigene Philosophie kann man durch schwierige Phasen gehen, ohne sich selbst zu verlieren. Denn wer kühlen Kopf bewahrt, wird belohnt – vielleicht nicht sofort, aber ganz sicher langfristig.